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   DruckPunkte - erkunden, entfalten, gestalten




Der Druck wächst. Der innere Antrieb wird größer, immer mehr erreichen zu wollen: Neues schaffen, wachsen in unterschiedlichen Kontexten. Das spiegelt sich nicht nur in Wirtschaft und Geldverdienen wider, sondern auch im privaten Raum. Das Augenmerk liegt hierbei auf dem "Besser", nicht auf dem "Höher", "Weiter" oder "Schneller". Dieses "Besser" wird unterschiedlich definiert und hängt vom eigenen Lebensentwurf ab. Eine Schablone an unterschiedliche Lebensentwürfe anzulegen und Übereinstimmungen verifizieren zu können, war vor wenigen Generationen noch leichter. Heute kann diese Schablone getrost beiseitegelegt werden, denn Lebensentwürfe sind vielfältig. Genauso unterschiedlich können auch Druckpunkte wahrgenommen werden: als End- oder Ausgangspunkte, als Anknüpfungspunkte, als An- bzw. Aufregungspunkte etc. Dies lässt sich seit letztem Jahr gut wahrnehmen; während die einen ihre Entwicklungschancen während der Coronazeit gefunden haben, versuchen die anderen, dem Druck schwindender Ressourcen standzuhalten.


Der Druck wird deutlich spürbar, wenn sich Wendepunkte zu Kipppunkten wandeln. Dies passiert häufiger, weil sie qualitativ falsch eingeschätzt werden. Es entsteht eine sogenannte Beschleunigungsfalle, die das Wachsen deutlich hemmt. Das ist als Beispiel in Unternehmen zu spüren. Überbelastung, Mehrfachbelastung und Dauerbelastung werden zum Alltagsempfinden. Aus ursprünglicher Unternehmensidentifikation entwickelt sich eine Kündigungsabsicht. Aus Effizienz wird Resignation, wenn der Druck zu stark wird. Ein Ziel muss sein, eben diese Punkte zu erkennen. Kurzfristige Lösungen können keine Linderung des Druckschmerzes hervorbringen. Das erfahren Leitungskräfte in allen Branchen – auch im kirchlichen Bereich. Es braucht langfristige Lösungen, um Druckpunkte zu lockern. Die EKHN versucht beispielsweise mit ekhn2030 die entsprechenden Druckpunkte des erwarteten Wandels zu erkennen und auf sie Antworten zu finden.


Der Druck muss frühzeitig erkannt und ihm entgegengewirkt werden. Wie bei einem übereifrigen Biber muss dieser frühzeitig gestoppt werden, bevor der blockierende Damm die umliegende Felder überschwemmt. Die Energie muss in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Wie dieses geschehen kann, lehrt zum Beispiel die chinesische Medizin. Diese basiert auf einem reichen Erfahrungsschatz im Umgang mit fließenden Lebens-Energien (Qui/Ki). Der Körper ist geprägt durch spürbare Energiebahnen (Meridiane), die frei fließen oder stagnieren. Sobald diese Energiebahnen gehindert werden, braucht es Ausgleich, Balance und Verbindung, um wieder frei fließen zu können. Der Druckpunkt muss behandelt werden, d. h. der Ort des Schmerzes muss gezielt angegangen werden. Ignorieren hilft nur kurzfristig.


Der Druckpunkt benötigt stärkende Pflege. Diese wird durch Klarheit in der Sache, aber auch Weichsein zu den Menschen (Harvard-Prinzip) gebildet. Dafür ist der Blick von außen besonders wichtig, um sich die Frage zu stellen: Welche Logiken sind am Werk? In der Beratung von Organisationen zeigt sich: In dieser Situation ist es nützlich, die Systempflege zu verstärken. Das meint zum Beispiel Regeln offenzulegen und gegebenenfalls zu verändern, Kraft und Zeit für die Pflege der Mitarbeiter:innen einzusetzen, Schritte in die Veränderung mutig zu gehen und Scheitern einzukalkulieren.


Tamara Kaulich



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